Taxonomie der Lernziele im Organisationslernen:
01.08. Lernen
von Tradition.
Die Organisation lernt die Treue und die stetigen Beseelung des Geistes der Organisation durch
die neu Hinzugekommenen, im neuen Umfeld und in den neuen
"Satzungen" durch die
- Personen und Organisationen, welche die Organisation tragen,
- Personen und Organisationen, welche die Organisation bilden,
- Personen und Organisationen, welche die Organisation nutzen,
- Personen und Organisationen, welche das Umfeld der
Organisation bilden.
Taxonomie der Lernziele der Tradition im Organisationslernen nach
Heinrich Keßler:
- Lernen des "So tun als ob" (es sich nichts geändert hätte, alles
"beim Alten" geblieben wäre.
- Lernen der "Versöhnung mit den Geistern", den Ahnen, den
Gründern.
- Lernen von Instanzen für Legitimationen, Macht, Bewertungen von
"Richtig" und "Falsch", Gerichten, Gerechtigkeit.
- Lernen der Instanzen und Formen der Machtausübung.
- Lernen der Disziplinierung, Unterordnung und Unterwerfung
durch Berufung auf "Höheres", "die Tradition".
- Lernen der Inszenierung der Tradition.
- Lernen von neuen Traditionen (Ritualen, Symbolen,
Äußerlichkeiten, Verhaltensmustern).
- Lernen von Erneuerungen der Traditionen (Neubelegungen,
Neuinterpretationen, neue Auslegungen, "Übertragungen in den
Zeitgeist").
- Lernen der Überwindung von Traditionen (Entlastung der Nachfolger
von "der Erbschuld" ihrer Vorfahren, Vorgänger, den Gründern). (Kann
zur Auflösung der Organisation führen.)
- Lernen des Nachweises der "Selbstlosigkeit" der aktuell handelnden und
entscheidenden Personen: "Wir tun doch nur unsere Pflicht und dienen
dem Geist, der Tradition und der Organisation ganz im Sinne der
Gründer".
Die Lernziele erfordern in der Regel:
- Lernen der Pflege der Tradition.
- Lernen der Aushöhlung der Tradition ("Karneval", Missbrauch,
Ins-Lächerliche-ziehen, was die Tradition auch stärken kann).
- Lernen der Ersetzung der Tradition. ("Alter Wein in neuen
Schläuchen").
- Lernen der Überhöhung der Tradition (Gott und Heilige schaffen
und verehren, Denkmale, Festivals, Literatur, Kunst, Theater).
- Lernen der Tabuisierung der Tradition. Schutz des Wesentlichen,
"Allerheiligsten", das letztlich die Tradition ausmacht, sich aber
nicht mehr erschließen, erkennen, benennen, lösen oder auflösen
lässt.
- Lernen der Bewahrung der Seele. (Geht die Seele verloren,
verliert die Organisation ihre Existenzberechtigung: Sie zerfällt
ersatzlos.)
- Lernen der Bewahrung des Geistes. (Geht der Geist verloren,
herrscht Krieg im Innern der Organisation. Es zerfleischen sich - im
wahrsten Sinne des Wortes.
- Lernen der Isolierung der Tradition (Cliquen, Geheimbünde, Logen,
Elite-Clubs) für "die reine Lehre", Entstehung von Kirchen,
Glaubensgemeinschaften, Parteien.
- Lernen von (neuen) Gesetzen.
- Lernen der Vermittlung, Einhaltung, Durchsetzung von Gesetzen und
Sanktionen bei Verstößen.
Die besonders herausfordernden, permanenten Lernziele für die:
- Personen und Organisationen, welche die Organisation tragen,
- Personen und Organisationen, welche die Organisation bilden,
- Personen und Organisationen, welche die Organisation nutzen,
- Personen und Organisationen, welche das Umfeld der
Organisation bilden,
sind z.B.:
- Lernen der Versöhnung mit den Ahnen,
- Lernen der Offenlage der Art und Weise, wie die Personen und
Organisation den Ahnen
entsprechen.
- Lernen der Erfüllung der Rollen, Weisungen, Geboten und Verboten.
- Lernen der
ungeschriebenen Gesetze.
- Lernen der Investitur und Inszenierung der Nachfolger, die
an die Stelle der Ahnen treten und sich "in deren Namen" (nach
eigenem Gusto) entsprechend verhalten
(können, wollen, dürfen, müssen), auch "Gott spielen".
Gliederungen:
Weitere und andere Gliederungen sind möglich. Verwenden Sie die Beispiele als Hintergrund bei der Arbeit mit anderen Kontexten.